Viel Chrome, E61-Brühgruppe und ein Gewicht von mindestens 30 Kilogramm, diese Eigenschaften verbinden wir mit einer soliden Dualboiler Espressomaschine*. Im Gegensatz dazu kommt die Lelit Elizabeth fast schon filigran daher. Sie versucht mit kompakten Maßen und einer schnellen Aufheizzeit zu punkten. Außerdem wartet sie mit einigen technischen Raffinessen auf, die selbst bei Dualboiler Espressomaschinen der Oberklasse fehlen. Ob das Zusammenspiel zwischen niedrigem Preis und maximaler Ausstattung auch fehlerfrei funktioniert, haben wir in unserem Lelit Elizabeth* Test herausgefunden. Dabei verzichten wir bewusst auf allgemeine Angaben wie Lieferumfang und Maße, sondern beschränken uns auf wichtige Infos rund um den Espressobezug.
Die Benutzerfreundlichkeit im Lelit Elizabeth Test
Die Lelit Elizabeth Espressomaschine verfügt über drei Tasten, zwei davon für den Espressobezug (eine Tasse/zwei Tassen) und eine für die Heißwasserausgabe. Die Espressobezugstasten lassen sich jeweils mit unterschiedlichen Parametern programmieren. Neben der Dauer der Preinfusion können verschiedene Zeiten für den Espressobezug eingestellt werden. Ja, richtig gelesen, die Dauer des Bezuges. Wir haben in unserem Lelit Elizabeth Test eine Volumetrik vermisst. Eine solche misst die Menge des Wassers und sorgt für eine gleichbleibende Brew-Ratio unabhängig von der Bezugszeit. Da eine Volumetrik aufwendiger zu verbauen und auch teurer ist, wurde Seitens Lelit hier der Rotstift angesetzt und auf die günstigere Alternative in Form eines Timers zurückgegriffen. Keine Frage, damit lässt sich trotzdem leben. In unserem Test sorgte es allerdings dafür, dass wir die Bezüge manuell beendeten.
Als einen klaren Pluspunkt müssen wir das Siebträgermaß von 58mm erwähnen. Dank diesem Standardmaß kann sämtliches Zubehör, seien es hochwertigere Siebe oder Tamper, verwendet werden. Besonders positiv sind wir vom neuartigen Doppelauslauf überrascht. Dieser ist vergleichsweise schmal, weshalb er sowohl für eine als auch für zwei Tassen verwendet werden kann.
Der Doppelauslauf* ist angenehm schmal. Ein Wechsel des Siebträgers ist nicht notwendig, egal ob eine oder zwei Tassen verwendet werden.
(Und das ist gut so, schließlich liegt dem Lieferumfang auch kein weiterer Siebträger bei.)
Etwas enttäuscht sind wir vom Dampfdrehrad. Eigentlich schenke ich diesen Bedienelementen keine allzu große Beachtung, bei unserem Lelit Elizabeth Test fiel dieses Detail aber wirklich negativ auf. Es handelt sich um ein kleines, wirklich billig anmutendes Plastikdrehrad. Es passt einfach nicht zum Rest der Maschine, schließlich besteht das Gehäuse aus ansehnlichem, gebürstetem Edelstahl, die Knöpfe haben einen angenehmen Druckpunkt und der Siebträger ist gut ausbalanciert. Das Dampfrad aber ist zu klein und einfach nicht schön. Und auch der Wassertank enttäuscht uns etwas. Zwar ist er ausreichend groß dimensioniert, leider aber verfügt er nur über eine kleine Öffnung. Das erschwert das Befüllen und auch die Reinigung. Gefüttert wird die Maschine mit Gummischläuchen, wie wir es von Espressomaschinen vor zehn Jahren kannten. Der heutige Standard ist eigentlich ein Ventil an der Unterseite des Tanks, wie Lelit es auch bei der Mara X* macht.
Abschließend zur Benutzerfreundlichkeit möchten wir noch auf den Einschaltknopf hinweisen. Da es sich hierbei um einen Kippschalter handelt, ist eine Steuerung der Espressomaschine per Zeitschaltuhr/Wlan-Steckdose* möglich.
Die Wertigkeit des Dampfrades der Lelit Elizabeth ist auf diesem Bild gut sichtbar. Das Plastik fühlt sich nicht hochwertig an und ist zudem nicht sehr sauber verarbeitet. Alternative bietet ein neuer Knauf, wie dieser hier*.
Die Funktionalität im Lelit Elizabeth Test
Funktionen über Funktionen verspricht die Lelit Elizabeth. Und ja, dieses Versprechen kann sie tatsächlich halten. Allem voran gilt es hier die Preinfusion zu nennen. Es kann sowohl die Preinfusionszeit als auch der Preinfusionsdruck eingestellt werden. Bei kleinen Haushaltsmaschinen mit Wassertank erfolgt die Preinusion eigentlich drucklos, es wird einfach die Pumpe für wenige Sekunden eingeschalten und anschließend wieder ausgestellt, um so ein Durchfeuchten des Kaffeepucks zu ermöglichen. Espressomaschinen mit Festwasseranschluss benutzen den Leitungsdruck von ca. 1,7 bar für die Preinfusion. Wie unser Lelit Elizabeth Test herausstellte, geht Lelit hier einen ganz neuen Weg. Im diesem kleinen Dualboiler wird der Druck des Dampfkessels für die Preinfusion verwendet. Somit ist er Preinfusionsdruck von der eingestellten Dampfkesseltemperatur abhängig. Und weil sich ebendiese Temperatur gradgenau einstellen lässt, kann mit drucklosen Preinfusionen bis hin zu 3 Bar experimentiert werden. Vor allem bei der Verwendung von hellen Röstungen, die vergleichsweise fein gemahlen werden müssen, kann sich das als fast unverzichtbarer Vorteil erweisen.
Mithilfe dieses Displays werden die verschiedenen Einstellungen vorgenommen. Obwohl dafür nur zwei Knöpfe vorgesehen sind, ist die Bedienung einfach und intuitiv.
Oben wurde schon erwähnt, dass sich die Temperatur des Dampfkessels in Gradschritten einstellen lässt. Selbiges gilt natürlich auch für den Brühboiler, wodurch die Brühtemperatur den Bohnen entsprechend angepasst werden kann. Etwas schwieriger gestaltet sich die Brühdruckreduzierung. Es ist zwar ein Expansionsventil verbaut, dieses ist jedoch nur nach dem Lösen von drei Schrauben erreichbar. In höherpreisigen Maschinen ist ein Verstellrad in der Regel einfacher erreichbar, zumeist wird kein zusätzliches Werkzeug benötigt.
Eine weitere Besonderheit, die uns im Lelit Elizabeth Test überzeugte, ist die Heißwasserausgabe. Normalerweise wird das Wasser des Dampfkessels hierfür verwendet, was für viel Dampf und Gespratzel sorgt. Die Lelit Elizabeth mischt Wasser aus beiden Kesseln und erreicht so eine Heißwassertemperatur von ca. 98 °C. Das hat zur Folge, dass das Wasser gleichmäßig und schnell fließt, vergleichbar mit einem Wasserhahn.
Lelit Elizabeth Test – der Praxisteil
Oft ist es so, dass neue Technik in der Theorie überzeugt. Doch wie sieht es mit der praktischen Umsetzung aus? Baut die Firma Lelit ihre fortschrittlichen Ideen auch nutzbar und vorteilsbringend in ihre Espressomaschinen ein?
Um das herauszufinden, muss selbstredend ein Espresso zubereitet und verköstigt werden (der beste Part bei einem Espressomaschinen Test!). Wir stellten die Lelit also passend auf unsere Bohnen ein. Da es sich um eine helle, äthiopische Espressoröstung handelt, wählten wir eine Brühtemperatur von 95 °C und eine Preinfusionsdauer von 10 Sekunden bei 2 Bar Druck. Den Brühdruck stellten wir auf 8,5 bis 9 Bar.
Nach dem Drücken des Startknopfes hörten wir nur ein leises Zischen, was durchaus irritierend ist. Dabei handelt es sich um die Preinfusion, die schließlich nur per Boilerdruck arbeitet und somit keine Pumpe benötigt. Erst nach Ablauf der 10 Sekunden springt die Vibrationspumpe an. Deren Sound ist angenehm leise und nicht störend, erreicht aber dennoch nicht das Niveau einer Rotationspumpe. Nach einer Gesamtbezugszeit von ca. 40 Sekunden (10 Sekunden Preinfusion + 30 Sekunden Espressobezug) haben wir einen leckeren Espresso in der Tasse. Er hat ein cremiges Mundgefühl, eine angenehme Fruchtigkeit (v.a. Kirsche) und ganz leichte Schokonoten.
Natürlich testeten wir auch andere Espressobohnen, etwa dunklere mit Robustaanteil oder auch einen Monsooned Malabar. Alle gelangen uns sehr gut, was unter anderem an der guten Temperaturstabilität, der PID-Steuerung und der einstellbaren Preinfusion gelegen hat.
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Milchschäumen und Heißwasserbezug im Lelit Elizabeth Test
Einen Dualboiler kauft man sich nicht, um ausschließlich Espresso zu trinken. Vielmehr erkauft man sich den großen Vorteil, die Espressozubereitung und das Milchschäumen zeitgleich erledigen zu können. Bei unserem Lelit Elizabeth Test sorgte die Dampfpower weder für Erstaunen noch für Enttäuschung. Aus der Zweilochdüse kommt recht trockener Dampf, der für mittelgroße Milchkännchen* vollkommen ausreicht. Geht es um die Zubereitung im Accord, wie es in einem Gastrobetrieb vorkommt, wird die Lelit Elizabeth an ihre Grenzen stoßen. Für den Heimgebrauch ist die Dampfboilerdimension aber vollkommen aussreichend, auch wenn mal Gäste zu Besuch sind.
Der Heißwasserbezug der Lelit Elizabeth ist eine Überraschung, schließlich ist dieser in der Regel mit viel Dampf und Gespratzel verbunden. Nicht so aber bei der Lelit. Dank der durchdachten Mischung beider Boilerwasser lässt sich eine Tasse schnell und unkompliziert mit Heißwasser füllen.
Das Milchschäumen gelingt auf Anhieb. Grund dafür ist sowohl die Zweilochdüse wie auch die nicht zu hohe Dampfpower. Die Damplanze ist übrigens ein No-Burn-Modell und wird auch bei längerem Schäumen nur handwarm.
Der große Lelit Elizabeth Test – ein Fazit
Die Lelit Elizabeth ist ein Dualboiler zum Preis von etwas mehr als 1000€. Trotz des vergleichsweise günstigen Preises kann die Espressomaschine mit einigen durchdachten Features aufwarten, wobei manche richtige Alleinstellungsmerkmale sind. Vor allem die Preinfusion konnte uns im Lelit Elizabeth Test überzeugen, aber auch die PID-Steuerung beider Kessel sowie die angenehm leise Vibrationspumpe. Weitere Vorteile sind die gute Temperaturstabilität, der vergleichsweise geringe Stromverbrauch und die große Auffangschale.
Neutral fiel die Dampfpower aus. Sie ist für den Heimgebrauch ausreichend, aber nicht mit der Kraft eines herkömmlichen Zweikreisers vergleichbar. Des Weiteren ist das Expansionsventil zwar einstellbar, aber erst nach Abnahme der Maschinenoberseite erreichbar.
Lelit macht zwar vieles richtig gut, aber leider nicht alles. So erweist sich der Wassertank als schlecht konstruiert. Er besitzt ein kleines Loch, in das der Ansaugschlauch sowie der Rücklaufschlauch des Expansionsventils geführt werden. Zum Auffüllen ist ein Trichter notwendig und die Reinigung erweist sich aufgrund der kleinen Öffnung als schwierig. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Dampfrad, welches qualitativ nicht zum Rest der Maschine passt.
Abschließend können wir mit gutem Gewissen eine Kaufempfehlung für die Lelit Elizabeth aussprechen. Die Vorteile sind zum Teil sehr innovativ und überwiegen die Nachteile deutlich. Hier gibt es ein gutes Gesamtpaket zum fairen Preis.
Sollte sich jemand trotzdem eine Alternative zur Elizabeth wünschen, der sollte sich die Mara X desselben Hertsellers genauer ansehen. Es ist ein Zweikreiser mit einigen interessanten technischen Eigenheiten.